22.04.2022
Ihr News-Update für die erfolgreiche
Skeptischer Blick in die Zukunft der Baubranche
Gerade noch prall gefüllte Auftragsbücher, bald schon der große Einbruch? Warum der Baubranche eine düstere Zukunft ins Haus stehen könnte.
Da wären zum einen die immer weiter steigenden Rohstoffpreise und Transportkosten. Da die Unternehmen in der Regel vor Baubeginn einen Festpreis mit den Bauherren vereinbaren, würden sie im schlechtesten Fall Verlust machen. 90 Prozent der Baufirmen nannten diesen Umstand in einer Umfrage des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) als größtes Problem. Hinzu kommen weiterhin bestehende Lieferengpässe in Folge der Pandemie, die durch den Krieg in der Ukraine noch einmal verschärft wurden. Dazu gesellen sich wieder steigende Bauzinsen, die Häuslebauer abschrecken könnten. Und jetzt fällt auch noch die Neubauförderung der KfW weitgehend weg, nachdem der Fördertopf binnen weniger Stunden leer war. „Vor Wochen hat die Branche noch händeringend um Arbeitskräfte geworben, heute stellen wir uns darauf ein, dass Unternehmen bald Kurzarbeit anmelden müssen“, sagt HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.
KfW-Förderstopp: Scharfe Kritik der Branchenverbände
Die Branchenverbände sprechen von „Fiasko“ und „verspieltem Vertrauen“, wenn es um den erneuten Stopp der KfW-Förderung geht. Ist es jetzt sogar unmöglich, die gesteckten Klimaschutz- und Neubauziele zu erreichen?
Ohne verlässliche Förderpolitik sehr wahrscheinlich. Dieser Meinung ist Jürgen Michael Schick, Präsident des IVD: „Offensichtlich hat man aus diesem Debakel keine Lehren gezogen und mit dem gut gemeinten, aber schlecht gemachten EH40-Neubau-Förderprogramm das Vertrauen der Projektentwickler und privaten Bauherren in die Politik verspielt.“ Es sei laut GDW-Präsident Axel Gedaschko klar gewesen, dass die zur Verfügung gestellte Milliarde nicht lange reichen werde. „Mit Blick auf die Neubau- und Klimaziele der Regierung ist es fünf nach Zwölf“, sagt der GDW-Präsident. Bis Ende des Jahres gelten nun deutlich verschärfte Förderbedingungen bei der KfW. „Wie sollen unter solchen Bedingungen 400.000 Wohnungen jährlich gebaut werden“, stellt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner die Neubauziel der Bundesregierung in Frage.
Niedrigere Mieten durch viele neue Wohnungen?
400.000 neue Wohnungen sollen jährlich entstehen. Die Bundesregierung will so den Wohnungsmarkt entlasten, wodurch die Mieten sinken sollen. Doch ist das überhaupt der richtige Ansatz?
„Selbst wenn durch mehr Neubau der Zuwachs an Wohnungen von 1% auf 1,5% gesteigert wird, wird dies nicht wirklich Auswirkungen auf die Mietpreise haben. Man vertröstet damit nur die Mieter, die jetzt Probleme mit hohen Mieten haben, auf die nächsten zehn Jahre. Denn erst dann wären Effekte zu sehen. Aus meiner Sicht ist das grundsätzlich der falsche Ansatz“, sagt Steffen Sebastian, Mietrechtsexperte und Professor für Immobilienfinanzierung an der Irebs, in einem Interview mit der Immobilienzeitung. Vielmehr müsse eine intelligente Mietrechtsreform her, die energetische Sanierung in Einklang mit bezahlbarem Wohnen bringt. Dafür sei aber sehr viel Geld nötig. „Wir müssen also die Förderung extrem effizient einsetzen, und das heißt für mich, nur dort, wo es überhaupt nicht anders geht“, sagt Sebastian. „Bezahlbares Wohnen jetzt und nach einer energetischen Sanierung funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Wer bedürftig ist, wird unterstützt. Alle anderen Mieter zahlen eine zumindest annähernd marktgerechte Miete.“
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Immobilienmärkte weltweit: Steigende Zinsen und ihre Auswirkungen
Hohe Immobilienpreise, aber niedrige Zinsen. Diese Kombination ging nicht nur in Deutschland lange Zeit auf. Doch jetzt steigen die Zinsen weltweit. Ein Blick auf die Immobilienmärkte in Großbritannien, den USA und der Schweiz.
In Großbritannien hat die Kombination aus niedrigen Hypothekenzinsen und Ersparnissen dafür gesorgt, dass in den vergangenen Jahren viele Briten zu Eigenheimbesitzern wurden. Zwar hat die Bank of England – die Zentralbank Großbritanniens – den Leitzins zuletzt auf 0,75 Prozent angehoben. Trotz zusätzlich hohe Inflation hat das aber noch kaum Auswirkungen. „Der Immobilienmarkt hat angesichts des zunehmenden Drucks auf die Haushaltsbudgets und des stetigen Anstiegs der Kreditkosten eine erstaunliche Dynamik beibehalten“, sagt Robert Gardner, Chefökonom der Bausparkasse Nationwide. In der Schweiz liegt der Leitzins bei minus 0,75 Prozent, die Hypothekenzinsen bei 2 Prozent. „Die Dynamik am Hypothekar- und Immobilienmarkt ist ungebrochen. Die Verwundbarkeiten haben insgesamt weiter zugenommen“, heißt es dazu von der Schweizerischen Nationalbank. Auf einem ganz anderen Zinsniveau befinden sich die Hypotheken in den USA: Dort werden für 30 Jahre Laufzeit 5,2 Prozent fällig. Auch dort sind die Auswirkungen auf den Immobilienmarkt noch nicht direkt spürbar – die US-Amerikaner zahlen weiterhin immense Preise. Das Angebot kann die Nachfrage nicht im geringsten stillen. Allerdings können beim Wettbieten viele nicht mehr mithalten, wodurch sie auf den Mietmarkt ausweichen müssen, was dort wiederum zu höheren Mieten führt.
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