BRANCHENWISSEN
Der Immobilienboom erfasst die Mittelstädte
Die Angebotspreise von Eigentumswohnungen in deutschen Mittelstädten stiegen im Jahresvergleich in der Spitze um über 20 Prozent.
5 Min. Lesedauer
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Für Immobilienkäufer waren Mittelstädte lange die Insel der Glückseeligen: Dort findet sich häufig gute Infrastruktur gepaart mit einem günstigen Preisniveau. Doch auch in deutschen Mittelstädten ziehen die Wohnungspreise derzeit spürbar an. Corona, Home-Office und ein Mangel an Objekten in Großstädten feuern den Trend an.
In Großstädten und Metropolen war der Erwerb von Wohneigentum seit jeher kostspielig. Wer also etwas günstiger den Sprung in die eigenen vier Wände schaffen wollte, für den waren Mittelstädte ein guter Ort zum Suchen: Städte zwischen 50.000 bis 100.000 Einwohnern bieten oftmals ein gutes Angebot an Einkaufs- und Freizeitangeboten sowie Schulen für den Nachwuchs, ohne aber den Lärm, den Stress und die Hektik der Metropole zu verbreiten. Das oberfränkische Bamberg mit seiner mittelalterlichen Altstadt, die Hansestadt Greifswald mit Ostseestrand vor der Tür oder Arnsberg im Herzen des landschaftlich reizvollen Sauerlands fallen beispielsweise in diese Kategorie: Orte mit hoher Lebensqualität und günstigeren Immobilienpreisen.
Der Immobilienboom des letzten Jahrzehnts geht allerdings an diesen Städten nicht spurlos vorbei: In vielen mittelgroßen Städten Deutschlands ziehen die Kaufpreise für Wohnungen ebenfalls an. 83 deutsche Mittelstädte wurden von immowelt untersucht und in allen wurden ansteigende Kaufpreise im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. In 18 Städten stiegen die Angebotspreise von Eigentumswohnungen seit 2020 sogar um mindestens 20 Prozent.
Den größten Preissprung bei Eigentumswohnungen hat Detmold gemacht. In der Mittelstadt in Nordrhein-Westfalen ziehen die Angebotspreise für Bestandswohnungen (40 bis 120 Quadratmeter) um 26 Prozent an. Potenzielle Käufer müssen dort mit Preisen von 2.060 Euro pro Quadratmeter rechnen, rund 500 Euro mehr als noch im Vorjahr. Auch in Gladbeck sind Wohnungspreise auf 1.870 Euro (+35 Prozent) geklettert.
Im Norden Deutschlands lassen sich ebenso große Preisanstiege beobachten. In Norderstedt, das sich im Umland von Hamburg befindet, klettern die Preise: Dort kostet der Traum von der Eigentumswohnung aktuell 3.810 Euro pro Quadratmeter, was ein Plus von 18 Prozent macht. Das hohe Preisniveau in Hamburg treibt auch im Umland das Niveau in die Höhe.
Ein häufiger Grund für den Preisanstieg in Mittelstädten ist: In vielen Großstädten und Metropolen sind die Preise noch deutlicher höher, zudem wirkt der Markt für Interessenten wie leergefegt. Suchende weiten ihren Suchradius immer weiter aus und weichen auf Mittelstädte aus, um dem hohen Preisniveau in Großstädten und deren Speckgürteln zu entfliehen. Dass während der Corona-Pandemie in vielen Unternehmen die Möglichkeiten, von daheim zu arbeiten ausgebaut wurden, dürfte den Trend weiter befeuert haben. Wer nicht mehr fünf Tage die Woche ins Büro pendeln muss, der nimmt beim Arbeitsweg auch weitere Strecken in Kauf. Das steigert die Attraktivität von Mittelstädten, die oft per Schnellzug oder Autobahn gut an Ballungsräume angebunden sind.
Am teuersten ist Wohneigentum in der Analyse im Süden Deutschlands. So hat das Leben am Bodensee seinen Preis: In Konstanz müssen potenzielle Käufer einer Wohnung mit 5.560 Euro pro Quadratmeter (+10 Prozent) rechnen, dem höchsten Kaufpreis unter den 83 untersuchten Mittelstädten. Auch Bayerns Mittelstädte spielen ganz vorne mit. Eine Wohnung in Rosenheim kostet rund 10 Prozent mehr als im Vorjahr. Stolze 5.080 Euro beträgt der Quadratmeterpreis im Median und macht die Mittelstadt südlich von München zur zweitteuersten deutschen Mittelstadt.
Trotz ebenfalls steigender Kaufpreise im Osten befinden sich die Mittelstädte dort immer noch im unteren Bereich der Preisskala. Die günstigste Mittelstadt der Untersuchung ist Plauen mit einem Quadratmeterpreis von 820 Euro (+11 Prozent). Ebenfalls weniger als 1.000 Euro müssen potenzielle Käufer in Görlitz pro Quadratmeter bezahlen. 870 Euro machen dort den Immobilienkauf preiswert. Anders als im Süden Deutschlands übersteigt das Angebot an Wohnungen in vielen ostdeutschen Mittelstädten die Nachfrage. Trotz guter Anbindung an Großstädte wie Leipzig und Dresden bleiben die Kaufpreise dort günstiger.
Weitere Informationen zu den Kaufpreisen von Wohnungen in deutschen Mittelstädten unter presse.immowelt.de.
Photocredit Header: David Hertle on Unsplash.