BRANCHENWISSEN
Deutschlands teuerste Stadtviertel
München, Berlin oder Hamburg – wo müssen Mieter die höchsten Quadratmeterpreise für exklusive Wohnlagen bezahlen?
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Zum Leidwesen der Münchener liegt die bayrische Landeshauptstadt bei Wohnungsmieten weit vor den anderen deutschen Metropolen – erst recht auf Stadteilebene. Im Vergleich der Millionenstädte Berlin, Hamburg, München und Köln liegt die Angebotsmiete in der Münchner Altstadt mit 23,20 Euro pro Quadratmeter rund 30 Prozent über anderen hochpreisigen Vierteln wie der Hamburger Hafencity oder dem Tiergarten in Berlin.
Schon Kurt Tucholsky wusste um die ideale Verknüpfung von Naherholung und Urbanität: „Ja, das möchste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse: vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße.“ In der Tendenz sind die Mieten dort hoch, wo sich quirliges Stadtleben und innerstädtische Naherholung am besten vereinen lassen. In Bezirk Altstadt-Lehel wohnt man im Herzen Münchens und ist obendrein in Laufentfernung zum Englischen Garten und den Isarauen. Das hat allerdings seinen Preis: Der Median der Angebotsmieten im zweiten Halbjahr 2019 und ersten Halbjahr 2020 lag bei 23,20 Euro pro Quadratmeter – Altstadt-Lehel ist Deutschlands teuerster Stadtteil. Auch Schwabing-Freimann (23 Euro pro Quadratmeter) profitiert von der Nähe zum Englischen Garten sowie seinen exklusiven Geschäften und Restaurants. Kaum günstiger ist Schwabing-West (22,80 Euro pro Quadratmeter) mit seiner durch zahlreiche Plätze aufgelockerten Jugendstilarchitektur.
Was dem Münchener der Englische Garten ist dem Berliner der Tiergarten. Mit 16 Euro pro Quadratmeter ist das Viertel nahe dem Reichstag zwar das teuerste in der Bundeshauptstadt, aber über 30 Prozent günstiger als die Münchener Altstadt. In Berlin-Schmargendorf (15,50 Euro pro Quadratmeter) nahe der Havel und der Dahlemer Wiese liegt der Fokus stärker auf der Naherholung, in den bunten Kiezen am Prenzlauer Berg und in Mitte (15,50 Euro pro Quadratmeter) mehr auf der Urbanität.
Dem Ideal Tucholskys am nächsten kommt die Hanse- und Hafenstadt Hamburg. Hier liegen der teuersten Lagen am Wasser.
Gerade von den teuren Wohnungen in der Hafencity (16,30 Euro pro Quadratmeter) hat man einen weiten Blick über Elbe und Hafen sowie Speicherstadt und City. Knapp hinter der Hafencity liegen Rotherbaum (16,10 Euro pro Quadratmeter) und Harvestehude (16 Euro pro Quadratmeter) – Villenviertel am exklusiven Ostufer der Außenalster. Szeneviertel wie St. Georg (15,50 Euro pro Quadratmeter) und St. Pauli (14,80 Euro pro Quadratmeter) liegen hinter der Altstadt (15,90 Euro pro Quadratmeter) sowie dem von Wohnungsneubau geprägten Hammerbrook (15,70 Euro pro Quadratmeter).
Altstadt ist auch in Köln gefragt – allerdings auf deutlich günstigerem Niveau: Selbst in der Spitze sind teure Lagen in der Domstadt 9 Euro pro Quadratmeter günstiger als München. Im Stadtteil Altstadt-Süd – in südlicher Nachbarschaft zur Innenstadt sowie mit dem vom Rheinauhafen geprägten Rheinufer – liegt der Angebotspreis im Median bei 14,10 Euro pro Quadratmeter. Hohe Attraktivität hat auch das zwischen innerem und äußerem Grüngürtel gelegene Lindenthal (13,30 Euro pro Quadratmeter) sowie Neustadt-Nord (13,30 Euro pro Quadratmeter) entlang dem Inneren Grüngürtel sowie Rheinzugang im Agnesviertel.
Ob die Einwohner der vier Millionenstädte diesen Spitzenmieten innerhalb der Stadtgrenzen ausweichen können, illustriert ein Vergleich mit dem Median der gesamtstädtischen Angebotsmieten. Die geringste Spannbreite bzw. stärkste größte Homogenität hoher Mieten gibt es in München. Für die Gesamtstadt lag der Median 2020 bei 18,60 Euro pro Quadratmeter – nur 20 Prozent unterhalb des Medians in Altstadt-Lehel. Dass für Neumieter auch das einst günstige Berlin teuer ist, zeigt der Median von 12,50 Euro pro Quadratmeter – 22 Prozent unter dem Spitzenwert des Tiergartens. In Köln liegt der gesamtstädtische Median mit 11,50 Euro pro Quadratmeter 23 Prozent unter dem der Altstadt-Süd.
Die größte Spreizung der Angebotsmieten gibt es in Hamburg. Der Median aller Stadtteile an Elbe, Alster und Bille liegt bei 12,10 Euro pro Quadratmeter – 26 Prozent günstiger als die Hafencity. Eine Rolle spielt dabei sicherlich, dass Hamburg bereits seit 2011 den Wohnungsbau ins Zentrum der Senatspolitik gestellt hat. Durch die Fertigstellung von rund 75.000 Wohnungen in den letzten zehn Jahren und gezielter sozialer Förderung wurde das Angebot ausgebaut. Hamburg liegt die Mietentwicklung unter dem Metropolenmittel.
Weitere Informationen zu den Angebotsmieten in den teuersten Stadteilen in deutschen Großstädten unter presse.immowelt.de.
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