INTERVIEW
5 Minuten Lesedauer
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Zum 1. Juli 2023 tritt in Österreich das Bestellerprinzip für die Vermittlung von Mietwohnungen in Kraft: Wer einen Immobilienmakler beauftragt, soll auch für die Kosten aufkommen. In den meisten Fällen wird das der Vermieter sein. Das wird das Marktumfeld für Makler, zu deren Leistungsangebot auch die Vermarktung von Mietobjekten gehört, durcheinanderwirbeln. Matthias Lippert-Primus von DECUS Immobilien aus Wien erklärt im Gespräch, welche Entwicklungen er erwartet und warum er seinen Arbeitgeber sicher für die Zukunft aufgestellt sieht.
Matthias Lippert-Primus: Ich persönlich habe die Befürchtung, dass es sowohl den MieterInnen als auch den VermieterInnen keinen großen Vorteil bringen wird und bin sehr auf den tatsächlichen Outcome nach Juli dieses Jahres gespannt. Die erhöhten Arbeitsaufwände der VermieterInnen bei Eigenvermietungen oder die Honorare bei Beauftragung von Maklerfirmen werden voraussichtlich in die Mietzinse einkalkuliert werden. Da auch derzeit weniger Wohnungen aufgrund der hohen Zinsen und Baukosten insgesamt fertiggestellt werden, könnten die Gesamtmieten auch weiter ansteigen. Wodurch die MieterInnen eine höhere Gesamtbelastung auf ihre befristeten oder gar unbefristeten Mietverträge hätten. Hier ist die Prüfung von Mietverträgen vor Mietbeginn durch RechtsexpertInnen noch nicht inkludiert. Eventuell verschiebt sich die Vermittlungsprovision somit zu den Anwaltskosten. Ein gutes Immobilienangebot und Transparenz am Markt entstehen durch professionelle Aufbereitungen der Wohnungsinserate und durch die Aufbereitung von allen möglichen relevanten Unterlagen durch ExpertInnen. Hier müsste man die Professionalität auch erhalten und nicht die Geschäftsgrundlage entziehen.
Potential sehe ich bei den Suchaufträgen und somit bei den MieterInnen als Erstauftraggeber, da es hier eine gute Nachfrage gibt. Wenn Exklusivverträge in der Praxis auch funktionieren, könnte sich hier ein für alle Beteiligten sinnvoller Geschäftszweig entwickeln. Bis dato war es aufgrund der fehlenden Bindung an den Makler oder die Maklerin schwer möglich, MieterInnen langfristig, wirtschaftlich und intensiv zu betreuen, damit sie ihre Traumwohnungen finden.
Makler müssen nun Zusatzservices und noch höhere Qualität anbieten, um sich am Markt zu behaupten.
Matthias Lippert-Primus, Decus Immobilien
Matthias Lippert-Primus: Circa 55 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften wir mit der Vermittlung von Mietimmobilien. Wiederum drei Viertel davon betreffen den Wohnbereich und sind somit vom neuen Maklergesetz betroffen.
Matthias Lippert-Primus: Es hat und wird einige Kündigungen bei Maklerfirmen geben, da viele Mietobjekte im Vertrieb wegfallen werden. Mehrere AbgeberInnen werden ihre Immobilien in Eigenregie auf Internetplattformen anbieten und selber Besichtigungen mit den KundInnen durchführen. MaklerInnen, welche diesen Veränderungen trotzen, werden einige Zusatzservices und eine noch höhere Qualität als bisher anbieten müssen, um sich am Markt behaupten zu können.
Die VermieterInnen werden ihre Honorare gut aushandeln und haben auch nach wie vor eine große Auswahl an Dienstleistern. Demnach werden die Provisionssätze etwas geringer ausfallen als bisher. Die Anforderung an die Leistungspalette eines Maklers wird somit auch wachsen. Es wird die Zeit der technischen Innovationen und der Effizienzsteigerung in den Vermarktungsprozessen.
Matthias Lippert-Primus: Ja, wir sind auf die Vermietung spezialisiert, haben unsere Prozesse in der Vergangenheit schon effizient gestaltet, verfügen über ein großes Portfolio an Mietobjekten von institutionellen Investoren und haben hier auch schon die weiteren Verträge für den kommenden Wandel am Markt fixiert. Durch die Beauftragung von Wohnbauprojekten, reduzieren sich zeitaufwändige Anfahrtszeiten im Vergleich zu Einzelobjekten. In Kombination mit innovativen Produkten und In-House-Leistungen können wir hier noch wirtschaftlich arbeiten
Matthias Lippert-Primus: Das war definitiv eine gute Entscheidung und auch gut für diejenigen, die das auch tatsächlich plangemäß umsetzen konnten. In der aktuellen Situation mit hohen Kreditzinsen bleibt der Mietwohnungsmarkt jedoch ein sehr wichtiges Betätigungsfeld für eine qualitativ hochwertige Maklertägigkeit.
Mit Einführung des Bestellerprinzips bei der Vermittlung von Mietwohnungen ändert sich in Österreich einiges. Wie die neuen Regelungen im Detail aussehen und was Makler, Vermieter und Mieter jetzt beachten müssen, lesen Sie auch im immowelt Ratgeber.
DECUS Immobilien ist ein jüngeres Maklerunternehmen, welches rasant wuchs in den letzten Jahren und einige Exklusiv-Vertriebe mit großen institutionellen Investoren in Wien, Niederösterreich und der Steiermark vorweisen kann.
Die Geschichte der Firma läuft zurück auf 2012, als diese im Herzen von Wien durch Herrn Mag. (FH) Wohlgenannt gegründet wurde – die Kernkompetenzen gliedern sich auf in Gewerbe unter der Leitung von Frau Mag. (FH) Anita Kronaus und in Wohnen unter der Leitung von Herrn Matthias Lippert-Primus.
Seit 2018 verdoppelte sich das Team auf insgesamt 17 Personen und etablierte sich als verlässlicher Partner in der Immobilienvermittlung – im vergangenen Jahr 2022 konnte die Firma 835 Transaktionen vorweisen und verfügt derzeit über ein aktives Vermarktungsportfolio mit 1.016 Immobilien.
Zuletzt wurde die Firma mit dem Immy Award 2020 in Silber gekürt und wurde auch bereits zum zweiten Mal in Folge unter die 50 besten Maklerfirmen Österreichs mit den Awards „Top-Immo-Experten 2022“ sowie „Immo Champions 2023 gewählt.
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