BRANCHENWISSEN
Stadtflucht: Nachfrage nach Häusern im Umland steigt
Endet der Boom der Städte? Corona und Homeoffice könnten den Trend umkehren.
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Günstig Wohnen im Grünen ist Trend – nicht erst seit den Erfahrungen der Corona-Lockdowns. Angesichts seit Jahren stark steigender Miet- und Kaufpreise in Großstädten und Metropolen haben insbesondere Familien ihren Suchradius in die Speckgürtel und darüber hinaus erweitert. Digitalisierung und steigende Homeoffice-Quoten während der Pandemie haben diesen Trend forciert. Davon profitieren nun auch Mittelstädte im weiteren Umfeld der Metropolen.
Die Bevölkerung in den deutschen Metropolen ist seit der Jahrtausendwende gewachsen – um die 8 Prozent beispielsweise in Berlin und Hamburg und sogar über 20 Prozent in München. Ausbildung, Studium sowie attraktive Arbeitsplätze lockten Millionen Menschen aus dem In- und Ausland in die deutschen Großstädte – der Wohnungsbau wurde aber nicht im gleichen Maß hochgefahren. Die im internationalen Maßstab einst günstigen Mieten und Immobilienpreise verteuerten sich daher dramatisch.
Die Bevölkerung in den deutschen Metropolen ist seit der Jahrtausendwende gewachsen – um die 8 Prozent beispielsweise in Berlin und Hamburg und sogar über 20 Prozent in München. Ausbildung, Studium sowie attraktive Arbeitsplätze lockten Millionen Menschen aus dem In- und Ausland in die deutschen Großstädte – der Wohnungsbau wurde aber nicht im gleichen Maß hochgefahren. Die im internationalen Maßstab einst günstigen Mieten und Immobilienpreise verteuerten sich daher dramatisch.
Wohnungskosten sind auch für viele Normalverdiener zur kritischen Größe geworden. Mietkosten oder die Tilgungsraten für Wohneigentum sind in der Stadt oftmals nicht mehr bezahlbar – in der Folge ist ein Teil der Nachfrage in die Speckgürtel ausgewichen. Weil vor den Toren der Stadt in der Regel mehr Bauplatz zur Verfügung steht, gibt es obendrein Vororte, die mit hochpreisigen Neubaugebieten eine solventere Käuferschicht ansprechen.
Nach Daten von immowelt ist die Nachfrage je Objekt im Umland der Millionenstädte Berlin, Hamburg, München und Köln bereits in den letzten fünf Jahren stärker gewachsen als im Stadtgebiet – in München und Köln innerhalb eines 40-Minuten-Radius sogar doppelt so stark.
Die Corona-Pandemie pusht und variiert diesen Trend. Die Enge der städtischen Wohnung samt Schließung von Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Restaurants, Bars und Läden während der Lockdowns haben den Wunsch nach mehr Raum und Grün geweckt. Gleichzeitig sind Konsumausgaben für beispielsweise Shoppen, Reisen, Konzert- oder Kinobesuche ausgefallen. Die Sparquote der Deutschen hat sich etwa im zweiten Quartal 2020 auf über 20 Prozent verdoppelt – potenzielles Startkapital für einen Immobilienkauf.
Die Corona-Krise befeuert bei vielen Menschen den Wunsch nach räumlicher Veränderung: So sind nach Zahlen von immowelt die Kaufanfragen für Wohnungen und Häuser im Januar 2021 um 5 Prozent gegenüber dem Wert des Januar 2020 gestiegen – bei Häusern liegt der Zuwachs sogar bei 9 Prozent. Dass viele Menschen ihre Wohnsituation überdenken, illustrieren auch die gestiegenen Besucherzahlen auf Immobilienportalen.
Deutlich stärker gewichtet als vor der Pandemie sind bei der Auswahl des neuen Wohnorts auch die Aspekte Homeoffice und Digitalisierung. Zwar sind sich Experten, Arbeitgeber und Arbeitnehmer noch nicht einig, in welchem Umfang Büroarbeit ins Homeoffice verlegt werden wird; aber dass die Option künftig eine größere Rolle spielen wird, ist unbestritten. Internationale Unternehmen, wie Siemens oder Google, haben bereits angekündigt, ihren Arbeitnehmern wöchentlich zwei oder drei Tage Home-Office anzubieten.
Wer nur zwei oder drei Tage pro Woche ins Büro fahren muss, für den verliert auch eine längere Anfahrt an den Arbeitsplatz seinen Schrecken. Gleichzeitig erleichtern die günstigeren Wohnungspreise mehr Raum zu arrondieren – etwa für Einrichtung eines Home-Office bzw. Arbeitszimmers.
Aber ziehen junge Familien nun aus dem Kiez an die Pferdekoppel? Eher nicht. In ihrem Herbstgutachten 2020 erwarten die Immobilienweisen weniger einen Run auf die Dörfer, sondern weiteren Zuzug in den Speckgürtel sowie eine Renaissance der Mittelstädte – mit vollständiger urbaner Infrastruktur. Eine Infrastruktur, die sich mit wachsender Nachfrage und Auslastung gleichzeitig stabilisiert und erweitert – samt Einzelhandel. Man mache nichts falsch, dort zu investieren, erklärte Immobilienweise Carolin Wandzik vom Institut Gewos, insbesondere, wenn die verkehrliche Anbindung an die Metropole unkompliziert über die Schiene möglich sei.
Diese Botschaft gilt sowohl für die Eigennutzer, die den Erwerb von Wohneigentum gleichzeitig als Kapitalanlage sehen, als auch für die Kapitalanleger, die bei Investitionen in Klein- und Mittelstädten auf reizvollere Renditen hoffen können als in den Metropolen. Hier sind die Einstiegspreise niedriger, das Mietsteigerungspotenzial hingegen höher als in den Metropolen. Für den Eigennutzer wird jedoch auch das klassische Einfamilienhaus auf dem Dorf attraktiver – sofern der Internetanschluss hinreichend leistungsfähig ist.
Weitere Informationen zur Entwicklung der Nachfrage nach Immobilien unter presse.immowelt.de.
Photocredit Header: Foto von Jordan von Unsplash